Wissensartikel von Dr. Heart

Arteriosklerose Ursachen

Warum Unternehmer besonders gefährdet sind:

Arteriosklerose verstehen und vorbeugen

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Autor: Dr. Stefan Waller (Dr. Heart)

Dr. Waller ist Facharzt für Innere Medizin und Facharzt für Kardiologie. Er hat ein Online-Herz-Coaching-Programm entwickelt, mit dem er Menschen nach einem Herzinfarkt oder mit Arteriosklerose in einen herzgesunden Lebensstil begleitet. Darüber hinaus beschäftigt er sich mit digitalen Strategien zur Verbesserung der Patientenaufklärung.

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Autor:
Dr. Stefan Waller (Dr. Heart)

Facharzt für Innere Medizin, seit 2013 Facharzt für Kardiologie. Dr. Waller hat ein Online-Herz-Coaching-Programm entwickelt, in dem er Menschen nach Herzinfarkt bzw. mit Arteriosklerose begleitet. Daneben beschäftigt er sich mit digitalen Strategien für eine verbesserte Patientenaufklärung.

Was ist Arteriosklerose und warum ist sie gefährlich?

Trotz immenser Fortschritte in der Medizin sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen nach wie vor die Haupttodesursache in den Industrieländern. Ursache hierfür ist in den allermeisten Fällen die Arteriosklerose – die sogenannte Arterienverkalkung. Sie kann zu schweren Komplikationen wie Herzinfarkt, Schlaganfall, peripherer arterieller Verschlusskrankheit oder Nierenversagen führen und damit die Lebenserwartung deutlich verkürzen.

Wie entsteht Arteriosklerose?

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An erster Stelle steht meist eine Schädigung der inneren Arterienwand, dem sogenannten Endothel. Endothelzellen sind spezielle Zellen, die die Arterienwand von innen auskleiden und wichtige Funktionen übernehmen, darunter zum Beispiel die Einstellung der Gefäßweite, aber auch die Abdichtung der Gefäßwand hin zur Blutbahn. Wenn diese Zellen durch bestimmte Faktoren geschädigt werden, kann es passieren, dass ihre intakte Barrierefunktion verloren geht.

Durch die geschädigte Endothelschicht können dann LDL-Cholesterinpartikel einfacher in die Gefäßwand gelangen. Das Cholesterin reagiert dort mit Sauerstoffradikalen, wird “oxidiert” und lockt Entzündungszellen aus der Blutbahn an, die in die Gefäßwand einwandern.

Das oxidierte Cholesterin wird zum “Futter” für bestimmte Immunzellen, Fresszellen, sog. Makrophagen. Diese “fressen” sich gewissermaßen am oxidierten LDL satt und wandeln sich dann in sog. Schaumzellen um, die sich ebenfalls in der Gefäßwand ablagern. Im weiteren Verlauf wird zusätzlich Bindegewebe (Kollagen) in der Gefäßwand gebildet, und eine sogenannte bindegewebige Plaque entsteht (Atherom), die in das Gefäß hineinragt. Dies ist der Punkt, an dem das Gefäß zunehmend verengt wird.

Je nach entzündlicher Aktivität in diesem Atherom setzen Entzündungszellen dann bestimmte Enzyme frei, die die bindegewebige “Kappe” der Plaque angreifen und teilweise auflösen können. Die Plaquekappe wird dadurch instabiler und brüchiger und kann dann leichter einreißen, z.B. bei einer Blutdruckspitze im Streitgespräch mit dem Kollegen. Wenn eine Plaque aufreißt, dann bildet sich an dieser Plaque ganz akut ein Blutgerinnsel, also ein Thrombus aus, der das Gefäß, in dem sich die Plaque befindet, komplett verschließen kann. Die Durchblutung kommt dann komplett zum Erliegen und es entsteht ein Organinfarkt (am Herzen z.B. ein Herzinfarkt). Der Thrombus kann sich jedoch auch ablösen und „stromabwärts“ eine andere Arterie verschließen. Auf diese Weise kann es passieren, dass eine arteriosklerotische Plaque aus der Halsschlagader einen Gefäßverschluss in einer Hirnarterie und damit einen Schlaganfall verursachen kann. 

Was tun bei Arteriosklerose?

Die gute Nachricht ist aber, dass wir über eine Beeinflussung der modifizierbaren Risikofaktoren einen positiven Einfluss auf unsere Lebenserwartung nehmen können. In der sogenannten INTERHEART-Studie wurden neun messbare und modifizierbare Risikofaktoren gefunden:

Folgende Faktoren erhöhen das Risiko einer Herz-Kreislauf-Erkrankung:

  • Rauchen

  • Diabetes mellitus

  • Hypertonie (Bluthochdruck)

  • Ein erhöhter Bauchumfang (“abdominelle Fettsucht”)

  • Psychosoziale Faktoren (z.B. Einsamkeit)

  • Fettstoffwechselstörungen

Dagegen gelten folgende Faktoren als schützend:

  • Eine pflanzlich betonte, mediterrane Ernährung

  • Ausreichend Bewegung

  • Ein ausgeglichenes „Seelenleben“


Wenn Sie also schädliche Faktoren größtenteils reduzieren und auf die schützenden Faktoren achten, dann können Sie Ihr Arterioskleroserisiko drastisch senken.

Das Problem ist, dass die gut bekannten Risikofaktoren nicht konsequent eingestellt und der herzgesunde Lebensstil nicht umgesetzt wird.

Laut Daten der EUROASPIRE-V-Studie gelingt es nur etwa 30 % der Patienten mit koronarer Herzkrankheit, regelmäßig körperlich aktiv zu sein. Noch weniger halten sich an die empfohlenen Ernährungsvorgaben. Und in der Da Vinci-Studie an über 5880 Patienten erreichten nur 16 % der Hochrisiko-Patienten den aktuellen Zielwert von LDL < 55mg/dl. 

Ein möglicher Grund dafür ist, dass sich viele der individuellen Bedeutung ihrer Blutwerte nicht ausreichend bewusst sind, insbesondere des LDL-Cholesterins, das eine zentrale Rolle in der Entstehung von Arteriosklerose spielt (ohne LDL-Cholesterin keine Arteriosklerose). Deshalb lohnt sich ein genauerer Blick auf die empfohlenen LDL-Grenzwerte, abgestimmt auf das jeweilige individuelle Risiko.

Wie hoch darf der LDL-Cholesterin-Wert sein?

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Wichtig ist, Cholesterinwerte nicht isoliert zu interpretieren, sondern unter Würdigung des gesamten Herz-Kreislauf-Risikos. Es gibt je nach Vorhandensein weiterer Risikofaktoren für die Arteriosklerose (wie Bluthochdruck, Diabetes mellitus, Nierenschwäche, Übergewicht, Rauchen etc.) bzw. sogar schon vorhandener durch Arteriosklerose bedingter Erkrankungen, wie der Koronaren Herzkrankheit, auch unterschiedlich strenge Grenzwerte für das LDL-Cholesterin:

  • Sehr hohes Risiko (z.B. vorhandene KHK, gesicherte Arteriosklerose): LDL-Cholesterin < 55 mg/dl UND eine > 50%
    Reduktion des LDL-Cholesterin-Ausgangswertes

  • Hohes Risiko: LDL < 70 mg/dl

  • niedriges und mittleres Risiko: LDL < 100 mg/dl

Warum gerade Unternehmer und Selbstständige besonders gefährdet sind

Warum diese Empfehlungen so oft scheitern, ist individuell unterschiedlich. Bei Unternehmern, Führungskräften und Selbstständigen zeigt sich jedoch ein klares Muster: Zeitmangel, permanenter Leistungsdruck und die ständige Verantwortung für Mitarbeiter, Projekte oder den eigenen Betrieb führen dazu, dass die eigene Gesundheit zu oft hinten angestellt wird.

Dass diese Belastung nicht nur gefühlt, sondern auch messbar gesundheitliche Folgen hat, zeigen verschiedene Studien eindrücklich:

  • Mangel an Zeit für gesunde Ernährung und Bewegung führt zu einem ungesunden Lebensstil. Unternehmer haben z.B. ein höheres Risiko für Fettleibigkeit im Vergleich zu Angestellten

  • Chronischer Stress bei Unternehmern führt zu einer erhöhten Anfälligkeit für Herz-Kreislauf-Erkrankungen

  • 83 % der Unternehmer berichten, dass ihre Arbeit ihre familiären Beziehungen beeinträchtigt. Schwächere familiäre Beziehungen erhöhen das Risiko für mentale Gesundheitsprobleme um das 10-fache.

So geht es jetzt weiter...

Jetzt ist es entscheidend, ein Bewusstsein dafür zu entwickeln, wie sich berufliche Belastung, Lebensstil und Risikofaktoren gegenseitig beeinflussen und wie Sie Schritt für Schritt wieder mehr Kontrolle über Ihre eigene Gesundheit gewinnen können.

Wenn Sie sich in diesem Artikel wiedererkannt haben, vielleicht bereits erste Risikofaktoren oder sogar Arteriosklerose festgestellt wurden und Sie sich durch Ihren Beruf und Ihre Führungsverantwortung ständig unter Strom fühlen, dann verabreden Sie sich jetzt zu einem kostenfreien kardiologischen Beratungsgespräch.

Als langjähriger Kardiologe unterstütze ich Sie gern dabei, Ihre individuelle Risikosituation besser zu verstehen und gemeinsam besprechen wir, welche Schritte in Ihrer gesundheitlichen Situation jetzt sinnvoll sind.


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Fachquelle:

  • Int J Cardiol Hypertens. 2020 Jun 11;6:100035. doi:10.1016/j.ijchy.2020.100035

  • Yusuf S, Hawken S, Ounpuu S et al. Effect of potentially modifiable risk factors associated with myocardial infarction in 52 countries (the INTERHEART study): case–control study. Lancet. 2004 Sep;364(9438):937–952. doi:10.1016/S0140-6736(04)17018-9

  • Wang Y, Qu X, Wang H. Are Entrepreneurs More Likely to Be Obese? Iran J Public Health. 2021 Apr;50(4):780-788. doi: 10.18502/ijph.v50i4.6004. PMID: 34183928; PMCID: PMC8219636.

  • Partanen, J., Tenhiälä, A., Kautonen, T., Jokela, M., Lerner, D. A., & McKelvie, A. (2024). Knocking on Heaven’s Door? Entrepreneurship, Firm Growth, and Health Risks. Entrepreneurship Theory and Practice, 0(0).

  • Cavalcanti, S. (2024, 20. Mai). Time to Take Off The Cape: Entrepreneurs and Mental Health. Endeavor. https://endeavor.org/stories/time-to-take-off-the-cape-entrepreneurs-and-mental-health/